Das Erzbistum Paderborn hat seinen Haushalt offengelegt. Zutage kam ein Vermögen von fast vier Milliarden Euro. Ein katholisches Bistum und Geld! Hier kommen drei Gründe, warum die Empörung diesmal fehl am Platze ist.
1. Es sind nur vier Milliarden
Zugegeben, auf den ersten Blick ist das eine unfassbare Menge an Geld. Aber man muss das immer auch in Relationen sehen. Das ist wie mit der Größe: Neben meinem Kind bin ich ein Riese, neben einem Basketballprofi ein Zwerg. Also: Was ist man, wenn man vier Milliarden Euro in der Tasche hat?
Wenn man ein Mensch aus Fleisch und Blut ist, schafft man es mit vier Milliarden nicht einmal unter die Top 10 der reichsten Deutschen. Es fehlen sogar noch ca. drei Milliarden um überhaupt auf Platz 15 zu kommen.
Wo pilgern jeden Sonntag tausende Menschen hin, um gemeinsam zu singen, zu feiern und auch das eine oder andere Stoßgebet zu sprechen? Richtig, ins Fußballstadion. Und wenn wir das Erzbistum Paderborn mit Fußballvereinen vergleichen, wird es spannend: Der FC Bayern München ist alleine schon über zwei Milliarden Euro wert – und damit noch nicht einmal der wertvollste Verein in der Champions League.
Und schließlich: Wie sieht es denn mit der Politik aus? Wieviel Geld haben z.B. Ministerien zur Verfügung? Da entsprechen die 4 Milliarden in etwa dem Haushalt des Justizministeriums in NRW.
Bleibt festzuhalten: Vier Milliarden sind eine Menge Geld. Astronomisch sind sie nicht.
2. Geld für Menschen, nicht für Fische
In Paderborn gibt es weder Karpfenteiche noch sonstige extravagante Bauten. Statt dessen fließt jeden Tag eine Million Euro in die Arbeit der Gemeinden, in Schulen und Bildungsstätten und die Arbeit der Caritas, kommt also wieder den Menschen zugute. Außerdem werden Rückstellungen getroffen, um die Altersversorgung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sichern (was eigentlich für verantwortungsbewusste Arbeitgeber nichts Besonderes sein sollte) und um Kirchen und andere Bauten zu erhalten. Apropos Bauten: Das Erzbistum Paderborn hat schon jetzt für 1.000 Flüchtlinge Unterkünfte bereitgestellt. Tendenz steigend.
3. Reich und christlich geht nicht? Geht doch!
„Das ganze Geld direkt an die Flüchtlinge“. Solche und ähnliche Äußerungen hört man immer wieder. Dahinter steckt die Vorstellung, dass nur eine arme Kirche eine gute Kirche ist. Das mag vielleicht romantisch sein, aber richtig ist es nicht.
Denn wer mit dem Hungernden sein Brot brechen und Frierende bekleiden soll, muss ja erst einmal selbst genug Brot und Kleidung haben, um davon etwas abgeben zu können. Der barmherzige Samariter konnte nur deshalb barmherzig sein sein, weil er genügend Verbandmaterial dabei hatte und genügend Geld um die Behandlung des Mannes zu sichern, den er am Wegesrand gefunden hatte.
Kirchen müssen nicht arm sein. Sie müssen für die Armen da sein. Und dazu brauchen sie Geld. Für Soforthilfe aber auch für Bildung und Ausbildung, damit Menschen die Chance haben, aus eigener Kraft Auswege zu finden. Und sie braucht auch eine gewisse Medienmacht, damit sie für diejenigen die Stimme erheben kann, die das sonst nicht können.
Zum Weiterlesen: Mehr zu den Finanzen des Erzbistums Paderborn gibt es hier.
Ein sehr guter Text, der knapp und verständlich die Zahlen einordnet. Danke dafür!