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Was reden die denn?

„Was reden die denn?“ wird sich mancher fragen, wenn er von Pfingsten hört (oder hierher gekommen ist, weil er oder sie den Begriff gegoogelt hat). Deshalb möchte ich hier kurz erklären, worum es geht.

In der Altstadt von Jerusalem bezeichnet dieses schild den Ort, an dem Jesus von Pontius Pilatus gegeißelt worden sein soll. Fünfzig Tage später findet in Jerusalem das Pfingstereignis statt.
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ire ad fontes

Nach mehr als einem Jahr Still- und Ruhestand wieder ein Artikel im Bürstenfrosch.

Ich bin ganz ehrlich: Ich habe mir zwischenzeitlich überlegt, dieses Blog zugunsten meiner anderen Blogprojekte ganz einzustellen. Zu viel hatte ich hier ausprobiert, zu viele Rubriken sind halb gefüllt, für zu viele Ideen blieb keine Zeit.

Schade, aber nicht zu ändern.

Trotzdem soll es im Bürstenfrosch weitergehen. Ich möchte mein Ur-Blog nicht so einfach aufgeben. Deshalb geht es hier weiter als das, wozu es einmal gedacht war. Als katholisches Blog.  Es geht also zurück zu den Quellen. Ire ad fontes eben. Ich freue mich über alle, die mitgehen.

Mythos Krupp

Treppenaufgang Zollverein

Das Krupp-LogoEs gibt Museen, an denen man sich einfach nicht satt sieht. Das Ruhrmuseum auf der Zeche Zollverein in Essen gehört dazu. In die imposante Kulisse der alten Zeche (ja, genau die mit dem roten Förderturm)  wurde ein Museum integriert, das die Geschichte des Ruhrgebietes anschaulich macht. Die seiner Industrie, seiner Menschen, seiner Natur – quasi ein Heimatmuseum für Deutschlands größten Ballungsraum.

Hier findet zur Zeit eine Ausstellung statt, die dem Konzern (und den Menschen dahinter) gewidmet ist: dem “Mythos Krupp”.

Schon im Eingangsbereich werden die zwei Gesichter dieses Mythos deutlich: Auf der einen Seite eine Wand mit Karrikaturen aus Zeitungen und Zeitschriften, die Krupp als Kapitalisten zeigen, der sich duch den Verkauf seiner Kanonen an Krieg und Leid bereichert. Gegenüber werden Postkarten gezeigt, die begeisterte Reisende aus der Essen – dem Sitz der Krupps – schrieben. Sie tragen die stolze Aufschrift: “Grüße aus der Kanonenstadt”.

Die Mitte des zentralen Raumes der Ausstellung, ist der Familie Krupp und ihrer Geschichte gewidmet. Wer die Ausstellung betritt, läuft geradewegs auf diese Exponate zu. So wird die Familie Krupp zum Ausgangs- und Mittelpunkt für den Rundgang und man bekommt eindrucksvoll eine der Grundlagen für den Mythos Krupp präsentiert: Die Bereitschaft, sich voll und ganz dem Unternehmen zu verschreiben.

Um diesen Bereich herum wird einerseits die Geschichte des Konzerns, seiner Erfindungen – von den ersten Feilen und Gerberwerkzeugen, den nahtlosen Eisenbahnreifen über Kriegsgerät bis zu Zahnkronen – gezeigt. Andererseits finden hier auch die Menschen ihren Platz: Finanziers, Ingenieure, Manager. Aber auch die einfachen “Kruppianer” in ihren Werkswohnungen, die für die Treue zum Unternehmen mit Uhren und Ehrenzeichen belohnt wurden und ihre Einkäufe in der Konsum-Tüte nach Hause trugen. Hier wird auch das soziale Engagement dargestellt und gewürdigt. Und wir entdecken weitere Elemente dessen, was den Mythos ausmacht: Erfindungsreichtum, Forschergeist und Loyalität, die freilich gut belohnt wurden.

Um den zentralen Raum herum wird in mehreren kleineren Räumen die Beziehung von Krupp zu Gesellschaft und Politik gezeigt. Eine Nähe zu den Mächtigen, die half, den Stahl für Eisenbahnen und Kanonen zu verkaufen – und ebenfalls den Mythos Krupp erschuf. Die prachtvolle Villa Hügel und die Monarchen und Staatschefs, die dort zu Gast waren. Das gesellschaftliche Engagement und das Mäzenatentum. Aber auch die Selbstdarstellung in den Filmen der “kinematographischen Abteilung” des Unternehmens und seine Inszenierung bei Jubiläumsfeiern.

Auf diese Art und Weise entsteht aus 1.500 Exponaten ein buntes Bild eines Konzerns, der Menschen an seiner Spitze und seinen normalen MitarbeiterInnen und seiner Zeit. Ein Bild, das beeindruckt.

Kurzum: Eine Ausstellung, die sich lohnt. Und die (kleiner Wink mit dem Zaunpfahl) noch bis zum 4. November geöffnet hat.

 

Aufbrüche

Logo des KatholikentagesSo. Das wars. Alle Flyer und Kugelschreiber sind ausgepackt, das Lebkuchenherz vom Bistum München und Freising ist angeknabbert, der Schal und die Teilnehmerkarte, die mich vier Tage lang begleitet haben, werden demnächst bei den Schals und Teilnehmerkarten der anderen Kirchen- und Katholikentage landen. Zeit für ein erstes Resümee des 98. Deutschen Katholikentages in Mannheim: War das der Aufbruch? Ging ein Ruck durchs Kirchenschiff? Oder war vielleicht alles doch ganz anders?

Eines gleich vorweg: Bei einem mehrere hundert Seiten starken Programmbuch erlebt jede/r den Katholikentag anders. Deshalb sind das auch nur meine persönlichen Eindrücke, sicherlich haben es viele ganz anders erlebt.

Ein Katholikentag auf der Suche …

Ich habe einen Katholikentag erlebt, der von der Suche nach Antworten geprägt war. Und zwar nicht nach Antworten auf die klassischen Standardfragen von „Wir sind Kirche“ und Co. Also den Fragen die nur Rom entscheiden kann. Und auch die Hybris, dass die deutschen Katholiken Rom in die Knie zwingen, war zwar hier und da zu hören, den Ton aber hat sie nicht bestimmt. Der Schwanz hat nicht mit dem Hund gewedelt und das war auch gut so.

Nein, es ging um die Frage, wie wir den Glauben zu den Menschen bringen. Wie Gemeinde in immer größeren pastoralen Räumen (er-)lebbar wird. Welche Angebote wir denen machen können, die keinen Bezug mehr zur Kirche haben. Oder anders gesagt: Wie Kirche zu den Menschen aufbricht.

Aufbrüche zu den Menschen

Beispiele für dieses Aufbrechen zu den Menschen gab es an allen Ecken und Enden. Vier möchte ich kurz schildern, weil sie mich ganz besonders beeindruckt haben: Da war zum einen eine Bibelarbeit mit Sr. Jordana Schmidt – nicht in einer Schule, Kirche oder in einem Kongresszentrum, nein, mitten auf dem Marktplatz, das Wort Gottes mitten unter den Menschen. Das ist nicht neu und jeder, der bei einer Prozession mitgegangen ist kennt das. Aber auch das ist ein Signal.

Oder auch, dass das Thema Fundraising auf dem Katholikentag aufgegriffen wurde. Nun kann man sich natürlich fragen, was das sammeln von Spenden mit unserem Glauben an sich zu tun hat, denn das wird erst auf den zweiten Blick deutlich. Wenn ich Menschen dafür begeistern will, eine Sache mit ihren Spenden zu unterstützen, muss ich mich selbst dazu bekennen, muss mein Anliegen an die Öffentlichkeit tragen und zeigen, wie gut und wichtig es ist. Auch Fundraising ist nur möglich, wenn ich Menschen die Arbeit in der Gemeinde nahe bringe. Und dadurch vielleicht auch den einen oder anderen zum Mitmachen begeistere. Zugegeben: Wer Menschen um Spenden bittet, dem geht es in erster Linie um einen neuen Anstrich für die Kirche, die nächste Jugendfreizeit oder die Fenster im Gemeindehaus. Aber trotzdem wird, sozusagen „huckepack“ die Arbeit der Gemeinde nach außen getragen.

Oder der Neubau der Propsteikirche St. Trinitatis in Leipzig: Eine Gemeinde mit einem Altersdurchschnitt von 37 (!) Jahren engagiert sich für den Neubau einer Kirche. Auch hier: Aufbruch zu den Menschen und zwar mittenrein.

Oder die engagierten Katholiken, die mitten in der Stadt einen offenen Treffpunkt etablieren um für Menschen mit Gesprächs- und Beratungsangeboten da zu sein und so ebenfalls Kirche zu den Menschen zu bringen.

Ganz Mannheim war an diesen Tagen voller solcher Aufbrüche zu den Menschen. Sie wurden als Projekte vorgestellt, es wurde darüber in Podien diskutiert und man tauschte sich – übrigens auch mit evangelischen Mitchristen, die gleiche Probleme haben – aus.

Dazu gab es natürlich ergreifende Gottesdienste, mitreißende Musik, Kabarett (von freilich sehr unterschiedlicher Qualität) und vieles vieles mehr. Jeder Tag war ein Tag voller Eindrücke. Und jeder Tag war voller großer und kleiner Aufbrüche, gemeinsam gewagt von Priestern und Laien, Männern und Frauen, Katholiken und Protestanten. Mit Mut, Engagement und – auch das war spürbar – getragen vom Geist Gottes und dem Bewusstsein, dass wir alle gesandt sind.

So gesehen ist DER Aufbruch in Mannheim ausgeblieben. Aber überall waren viele kleine Aufbrüche zu sehen. Viele Menschen tun an vielen Orten viele kleine Schritte. Das macht Mut.

 

40 Tage, die besser sind als ihr Ruf

Nach den Karnevals- und Fasnetstagen mit Musik, Party, Tanzen, tollen Leuten, Schlafmangel und Flüssigkeitsüberschuss heißt es nun „Gedenke, dass Du Staub bist“. Die Fastenzeit hat begonnen. Eine Zeit, die man allgemein mit Verzicht, Zwang oder Selbstkasteiung gleichsetzt. Aber ist das wirklich so?

Der Mensch, so heißt es, sei ein Gewohnheitstier. Indem ich an der Fastenzeit auf Gewohntes verzichte oder Ungewohntes tue, breche ich dieses Muster auf. Ich lerne, dass ich stark genug bin, auf Dinge zu verzichten und dass mich meine Gewohnheiten eben nicht im Griff haben. So gesehen zeigen mir diese 40 Tage jedes Mal, dass ich Dinge in meinem Leben ändern kann.

Und das ist noch nicht alles. Denn dadurch, dass ich aus dem Gewohnten ausbreche wird jeder Tag anders. Und ich erinnere mich immer, z.B. wenn ich am Schokoladenregal vorbeigehe oder was man sonst so alles in der Fastenzeit tut, warum das so ist: Weil wir in der Fastenzeit auf Ostern hinleben. Auf das Fest, an dem wir das Leben feiern, das – wie es in einem Kirchenlied heißt – den Tod erwürgt hat. Das macht aus einer Zeit des Verzichts eine Zeit der Vorfreude.

 

In diesem Sinne Euch und Ihnen eine vor-freudige und besinnliche Fastenzeit.

 

Weihnachten 2011 – oben und unten

Hand aufs Herz, liebe Leserinnen und Leser, wann haben Sie zum letzten Mal über „die da oben“ geschimpft? Über die Bahnvorstände, zum Beispiel, die ruhig mal im überfüllten Regionalexpress zur Arbeit fahren könnten. Über die Millionäre in den Fußballklubs, die ruhig mal mitkriegen sollten, wie dem Fan auf den Stehplätzen zumute ist, wenn die Herren Spieler zu faul zum laufen sind. Über die Besser- und Großverdiener, die mal versuchen sollten, mit einem kleinen Gehalt einen Monat lang über die Runden zu kommen. Von (Ex-) Ministern, Abgeordneten oder Präsidenten ganz zu schweigen. „Die haben ja alle keine Ahnung vom wirklichen Leben“ – fragen Sie dazu einmal den Stammtisch Ihres Vertrauens.

Was das jetzt mit Weihnachten zu tun hat? An Weihnachten passiert nämlich genau das: Der Höchste wird ganz klein, hilflos und geht mitten unter die Menschen. Nicht dahin wo es glänzt und leuchtet, sondern zu Lieschen Müller, Max Mustermann, Otto Normalverbraucher – eben zu den kleinen Männern und Frauen auf der Straße. Gott wird Mensch in Jesus Christus mit allen Konsequenzen. Der Allerhöchste erlebt und erleidet alles, was die Menschen da unten bewegt. Ich finde das unendlich tröstlich, denn es heißt auch, dass wir alles vor diesen liebenden Gott tragen dürfen: Sorgen, Nöte und Ängste ebenso wie ein Herz, das vor Freude und Dankbarkeit beinahe platzt.

Wo Weihnachten entschieden wird

Es ist wieder Advent und wer sich an den Samstagen vor dem Fest durch Fußgängerzonen und Einkaufszentren bewegt, merkt schnell, dass der Einzelhandel auch dieses Jahr wieder allen Grund haben dürfte, zu jauchzen und zu frohlocken. So weit so gut, same procedure as every year. Schließlich schenke auch ich gerne und freue mich auch, wenn jemand an mich denkt.

Doch mit seinem Slogan „Weihnachten wird unterm Baum entschieden“ schafft es die rote Elektronikkette mit den dicken Buchstaben, den Sinn dieses Festes umzukehren. Weihnachten ist nicht dann ein gelungenes Fest, wenn wir den größten Plasmafernseher, das schnellste Notebook oder das realistischste Ballerspiel geschenkt bekommen oder verschenken. An Weihnachten wird Gott Mensch, ganz arm, ganz klein und er zeigt sich zuerst denjenigen, die auch schon vor 2.000 Jahren kein Geld für Geschenke gehabt hätten.

Deshalb finde ich es gut, dass sich Christinnen und Christen auf die Hinterbeine stellen. Sei es auf Facebook, auf evangelisch.de in Blogs oder mit einer Erklärung der Bischöfe. Gerade dann, wenn Gottes frohe Botschaft zum Konsumanlass gemacht wird, stellen sich die Kirchen quer und rücken den wahren Sinn wieder in den Blick. Nicht der Baum zählt, sondern die Krippe. Bemerkenswert ist dabei auch die Einigkeit die die Konfessionen an den Tag legen. Das, was uns eint, das, was wir gemeinsam haben, wird verkündet. Ein erfreulicher und ermutigender Abschluss für ein Jahr, in dem das Thema Ökumene mehr als einmal auf der Tagesordnung stand.

Glaubwürdigkeit ist unbezahlbar

Erst kam der Papst, dann kamen die Pornos. So könnte man die Ereignisse der letzten Wochen um Erotik-Literatur beim Weltbild-Verlag reißerisch überschreiben. Denn kaum ist das Thema “Papstbesuch” in den Medien abgearbeitet, kommt ans Tageslicht, dass sich beim katholischen Weltbildverlag erotische Literatur findet. Ein Sturm im Wasserglas? Künstliche Empörung? Keineswegs wie ich meine.

Gut, wenn Weltbild irgendein Medienunternhemen wäre, könnte man das Ganze getrost vergessen. Denn die Homepage offeriert Erotikliteratur erst nach einer Suchanfrage und der Umsatz mit dieser Sparte macht laut Angaben von Weltbild nur 0.017% des Umsatzes aus.

Doch Weltbild ist nicht irgendein Unternehmen, es gehört – vereinfacht gesagt – zur katholischen Kirche. Und wer moralische Grundsätze predigt und sie von seinen Gläubigen verlangt, der darf mit etwas, dass gegen diese Regeln verstößt, kein Geld verdienen. Denn sonst verliert er etwas was unbezahlbar ist: seine Glaubwürdigkeit. Da hilft auch es auch nicht, dass man nur ein bisschen Geld damit verdient hat. Würden wir einem Sportler zujubeln, der nur ein bisschen dopt oder einen Politiker wählen, der nur ein bisschen Bestechungsgeld genommen hat? Eben.

Wer heute Menschen für eine Botschaft begeistern will, muss sie glaubwürdig und authentisch leben. Es gibt keinen Vertrauensvorschuss, weder für Parteien, noch für Gewerkschaften, Verbände oder Kirche. Deshalb wäre eine radikale Bereinigung und eine Umstellung des Sortimentes nicht nur der richtige Schritt. Es ist auch der einzig Mögliche, wenn die Kirche ernst genommen werden möchte. Und das sollte 0,017% wert sein.

Nachtrag: Gerade lese ich hier, dass der Aufsichtsrat zurückgetreten ist.