Es gibt Museen, an denen man sich einfach nicht satt sieht. Das Ruhrmuseum auf der Zeche Zollverein in Essen gehört dazu. In die imposante Kulisse der alten Zeche (ja, genau die mit dem roten Förderturm) wurde ein Museum integriert, das die Geschichte des Ruhrgebietes anschaulich macht. Die seiner Industrie, seiner Menschen, seiner Natur – quasi ein Heimatmuseum für Deutschlands größten Ballungsraum.
Hier findet zur Zeit eine Ausstellung statt, die dem Konzern (und den Menschen dahinter) gewidmet ist: dem “Mythos Krupp”.
Schon im Eingangsbereich werden die zwei Gesichter dieses Mythos deutlich: Auf der einen Seite eine Wand mit Karrikaturen aus Zeitungen und Zeitschriften, die Krupp als Kapitalisten zeigen, der sich duch den Verkauf seiner Kanonen an Krieg und Leid bereichert. Gegenüber werden Postkarten gezeigt, die begeisterte Reisende aus der Essen – dem Sitz der Krupps – schrieben. Sie tragen die stolze Aufschrift: “Grüße aus der Kanonenstadt”.
Die Mitte des zentralen Raumes der Ausstellung, ist der Familie Krupp und ihrer Geschichte gewidmet. Wer die Ausstellung betritt, läuft geradewegs auf diese Exponate zu. So wird die Familie Krupp zum Ausgangs- und Mittelpunkt für den Rundgang und man bekommt eindrucksvoll eine der Grundlagen für den Mythos Krupp präsentiert: Die Bereitschaft, sich voll und ganz dem Unternehmen zu verschreiben.
Um diesen Bereich herum wird einerseits die Geschichte des Konzerns, seiner Erfindungen – von den ersten Feilen und Gerberwerkzeugen, den nahtlosen Eisenbahnreifen über Kriegsgerät bis zu Zahnkronen – gezeigt. Andererseits finden hier auch die Menschen ihren Platz: Finanziers, Ingenieure, Manager. Aber auch die einfachen “Kruppianer” in ihren Werkswohnungen, die für die Treue zum Unternehmen mit Uhren und Ehrenzeichen belohnt wurden und ihre Einkäufe in der Konsum-Tüte nach Hause trugen. Hier wird auch das soziale Engagement dargestellt und gewürdigt. Und wir entdecken weitere Elemente dessen, was den Mythos ausmacht: Erfindungsreichtum, Forschergeist und Loyalität, die freilich gut belohnt wurden.
Um den zentralen Raum herum wird in mehreren kleineren Räumen die Beziehung von Krupp zu Gesellschaft und Politik gezeigt. Eine Nähe zu den Mächtigen, die half, den Stahl für Eisenbahnen und Kanonen zu verkaufen – und ebenfalls den Mythos Krupp erschuf. Die prachtvolle Villa Hügel und die Monarchen und Staatschefs, die dort zu Gast waren. Das gesellschaftliche Engagement und das Mäzenatentum. Aber auch die Selbstdarstellung in den Filmen der “kinematographischen Abteilung” des Unternehmens und seine Inszenierung bei Jubiläumsfeiern.
Auf diese Art und Weise entsteht aus 1.500 Exponaten ein buntes Bild eines Konzerns, der Menschen an seiner Spitze und seinen normalen MitarbeiterInnen und seiner Zeit. Ein Bild, das beeindruckt.
Kurzum: Eine Ausstellung, die sich lohnt. Und die (kleiner Wink mit dem Zaunpfahl) noch bis zum 4. November geöffnet hat.