#merkelstreichelt

Wir Deutschen sind ja weltweit führend, wenn es um Maschinenbau geht. Und im Moment kann man gerade wieder ein ganz besonderes Modell bewundern: Unter #merkelstreichelt läuft die Empörungsmaschine wieder auf Hochtouren. Zu Unrecht, wie ich glaube.

Falls jemand noch nicht mitbekommen hat, worum es ging, hier gibt es das Video zum Bürgerdialog in einer Rostocker Schule, bei der Reem, ein Mädchen, dessen Familie hier Asyl beantragt hat mit Bundeskanzlerin Merkel spricht. Aus Angst vor einer drohenden Abschiebung bricht sie in Tränen aus.

Angela Merkel macht dann etwas zutiefst Menschliches: Sie steigt aus ihrer Rolle als Kanzlerin aus und versucht, das Mädchen  zu trösten. Das Ganze wirkt zugegebenermaßen recht hölzern und unbeholfen. Das ist mir in seiner Authentizität und Spontanität aber deutlich lieber als durchgeplante „Diskussionen“ mit handverlesenem Publikum bei denen nur medienwirksame Bilder produziert werden.

An dieser Geste entzündet sich jetzt die große Empörung über die deutsche Asylpolitik. Doch dabei wird ein entscheidender Punkt vergessen: Es ist ja nicht Angela Merkel, die an den Außengrenzen der EU steht und alle Flüchtlinge persönlich zurückschickt. Dass Menschen diese Flüchtlingsschicksale in Deutschland erleiden, liegt an den Gesetzen, die regeln, wem in unserem Land Asyl gewährt wird. Diese Gesetze werden von den Menschen gemacht, die von uns gewählt sind. Zumindest von den ca. 70% die dies bei Bundestagswahlen tun. Ca. 30% der Bevölkerung geht es nämlich am gluteus maximus vorbei, welche Politik es – auch für Flüchtlinge – in Deutschland gibt und wer sie macht.

Kurzum: Nicht Frau Merkel ist an der Rechtslage schuld, sondern wir alle. Wir haben bei jeder Wahl die Möglichkeit, mitzubestimmen, wie es Flüchtlingen in unserem Land geht. Wir müssen sie nur wahrnehmen.

Übrigens: Das Kabinett Merkel hat ein neues Asylrecht beschlossen, das Jugendlichen wie Reem Chancen auf ein Bleiberecht eröffnet. (Infos hier) Das könnte man auch mal twittern. Zum Beispiel unter #guterjobkanzlerin