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#bckirche

Kirche im Internet? Da denken die einen an die Gemeindehomepage, den Twitteraccount des Papstes (ja, er hat einen!) oder vielleicht an die eine oder andere Facebookseite. Doch es gibt noch mehr als das. Viel mehr. Was alles möglich ist und wer die Leute sind, die es machen, konnte man beim BarCamp Kirche in Essen erleben. Um es kurz zu machen: Es war spannend und inspirierend. Hier sind meine ganz persönlichen (und völlig untechnischen) Eindrücke. #bckirche weiterlesen

Das Ende der Selbstverständlichkeit

Langsam kann man die ganzen Shitstorms, die tagtäglich durch das Netz fegen, nicht mehr zählen. Einer davon betraf in den letzten Tagen eine Dortmunder Kirchengemeinde.

Was war passiert? Ein kleiner Junge stirbt im Alter von neun Jahren an Krebs. Weil er BVB-Fan ist, wünscht er sich eilnen Grabstein mit BVB-Logo. Seine Eltern, die nicht zu dieser Gemeinde gehören, lassen ihr ungetauftes Kind auf dem katholischen Friedhof beerdigen und reichen den Entwurf eines Grabsteins beim Kirchenvorstand ein. Mit BVB-Logo, dem Slogan „Echte Liebe“ und einem Fußball. Der Kirchenvorstand, ein Gremium, das aus Laien (also vermutlich auch dem einen oder anderen Vater oder Mutter) besteht, lehnt diesen Entwurf zunächst wegen des Fehlens christlicher Symbole ab, bietet jedoch ein Gespräch an. Denn dem Jungen seinen letzten Wunsch zu erfüllen, stand auch für den Kirchenvorstand nie in Frage.

Daraufhin entsteht eine Facebook-Gruppe, es wird zu Demonstrationen aufgerufen, und sogar die überregionalen Medien berichten – und die Kirchengemeinde (die nichts anderes wollte, als ein christliches Symbol auf einem christlichen Friedhof) kommt alles andere als gut dabei weg.

Schlussendlich kommt es zu einem Gespräch, Familie und Gemeinde einigen sich, der Grabstein trägt das BVB-Logo, den Schriftzug „Echte Liebe“ und ein christliches Symbol, nur der Fußball wird weniger prägnant.

Ich habe mich gefreut, dass es so gekommen ist. Denn am Ende des Tages geht es um das Grab eines Neunjährigen. Und auch um Eltern, die bei jedem Besuch am Grab ihres Kindes daran erinnert worden wären, dass sie seinen letzten Wunsch nicht erfüllen konnten.

Doch natürlich frage ich mich auch, was zu derartigen Reaktionen geführt haben kann. Dabei geht es mir weder um das konkrete Verhalten des Kirchenvorstands noch um das der Eltern. Denn ich kenne den Fall so wie alle anderen nur aus der Presse und erlaube mir kein Urteil.

Was mich als Kommunikationsmensch interessiert ist die Reaktion der Massen. Was ließ die Wellen so hoch schlagen und vor allem: Hätte man es verhindern können?

Die Diskussion entzündete sich daran, dass der Stein nicht der Friedhofssatzung entsprach. Doch gerade in diesem Fall sind Satzungen ja kein Selbstzweck. Sie geben dem, was Menschen glauben und worin sie ihre Hoffnung setzen, eine Rechtsform. Hinter der Satzung stehen also Glaubenssätze.

Das geht so lange gut, wie die Menschen diese Glaubenssätze kennen und anerkennen. Friedhöfe sind Orte des Glaubens an die Auferstehung. In diesem Glauben sind dort die Toten bestattet und dieser Glaube gibt ihren Angehörigen Kraft. Deshalb gehören dort auch die Symbole hin, die für diese Auferstehung stehen. Auf einem katholischen Friedhof geht es um den Sieg über den Tod und nicht um den Gewinn von Meisterschaften. Wer das weiß und wer weiß, wie viel Kraft diese Symbole Trauernden geben können für den ist klar, dass ein solcher Stein in der vorgeschlagenen Form nicht genehmigt werden konnte.

Fehlt aber das Wissen um diese Hintergründe, dann bleiben freilich nur Vorschriften auf Papier. Regeln, die man auslegen kann, von denen es Ausnahmen gibt, wo man ein Auge zudrücken und fünfe gerade sein lassen kann. Und es gibt eine Kirche, die sich an diese Vorschriften klammert und zu hartherzig ist, um davon abzurücken. Da kann man schon mal wütend werden.

Wenn Kirchen also Entscheidungen verkünden, reicht der Verweis auf Satzungen und Regeln heute nicht mehr aus. Es geht darum, die Entscheidung aus dem Glauben zu begründen. Dass das verständlich gemacht wird, was eben leider nicht mehr selbstverständlich ist. Auch dann wird freilich der eine oder andere auf die Kirche eindreschen. Mancher aber wird nachdenken und der eine oder andere vielleicht verstehen.

Mein Fazit: In einer Zeit, in der die Menschen religiös unmusikalisch werden, muss Kirche die Glaubenswahrheiten erklären, die hinter ihrem Handern stehen. Das kann auch eine Chance sein.

Schlussbemerkung: Ich lebe zwar in Dortmund, habe aber keinen Kontakt zu den Betroffenen Kirchengemeinden. Und auch wenn ich gerne ins Stadion gehe und die Begeisterung nachvollziehen kann, ist der BVB nur mein zweitliebster Fußballverein.